Große Menschenaffen

Große Menschenaffen
Große Menschenaffen,
 
Pọngidae, zur Überfamilie Menschenartige (Hominoidea) gehörende Familie der Herrentiere, zur Abgrenzung von den als Kleine Menschenaffen bezeichneten Gibbons Große Menschenaffen genannt. Zu den Menschenaffen gehören drei Gattungen mit insgesamt vier Arten: Gorilla, Orang-Utan und Schimpansen (zwei Arten). Menschenaffen sind die in Gestalt und Sinnesleistungen menschenähnlichsten Affen.
 
Das mehr oder weniger behaarte Gesicht besitzt eine vorspringende Kieferpartie, ein starkes Gebiss mit mächtigen Eckzähnen und eine flache Nase. Die Kopfform wird durch die große Hirnkapsel bestimmt und besonders bei Schimpansen und Gorillas durch ausgeprägte knöcherne Augendächer. Die Körperbehaarung ist, verglichen mit den Hundsaffen, schütter. Die Arme sind immer länger als die Beine, der Rumpf ist sehr kompakt, was für das Aufrichten des Körpers mechanisch vorteilhaft ist. Die Hände sind sehr beweglich und tastempfindlich und werden häufig zum Begreifen von Gegenständen benutzt. Die Füße können ebenfalls greifen, werden jedoch überwiegend zur Fortbewegung eingesetzt.
 
Die nach vorn gerichteten Augen sind zu räumlichem Sehen und Entfernungsschätzen befähigt und voll farbtüchtig. Die sehr beweglichen Lippen gestatten ein Mienenspiel, das oft an das des Menschen erinnert und in hohem Maße der Kommunikation dient. Durch zwei Resonanzsäcke am Kehlkopf sind bei den Stimmäußerungen beachtliche Lautstärken möglich. Das Gehirn ist wesentlich kleiner als das des Menschen; v. a. Großhirnrinde, Kleinhirn und optisches Zentrum sind stark entwickelt, Bereiche, die dem Broca-Sprachzentrum beim Menschen entsprechen, fehlen. Das hoch entwickelte Gehirn befähigt die Menschenaffen zum Verhalten durch Einsicht, gekennzeichnet u. a. durch Werkzeuggebrauch, das Lösen von Problemketten, Vorhandensein eines Gedächtnisses, auf das im Bedarf zurückgegriffen wird. Bei Schimpansen und Gorillas konnte in entsprechenden Experimenten ein folgerichtiger und sachbezogener Umgang mit Sprache beobachtet werden, sie konnten z. B. die Taubstummensprache verstehen und sich damit verständigen.
 
Menschenaffen sind tagaktive Baum- (Orang-Utan) oder Bodenbewohner (Gorilla) beziehungsweise beides (Schimpansen). Sie leben, mit Ausnahme des Orang-Utan, der auf Sumatra und Borneo beheimatet ist, in den tropischen Regenwäldern, Bergwäldern und Baumsavannen Afrikas. In der Regel sind sie sozial lebend, meist mit ausgeprägter Rangordnung und im Allgemeinen untereinander friedliebend; das Revier kann bis 50 km2 groß sein. Alle Menschenaffen übernachten in selbst gebauten Schlafnestern. Sie ernähren sich fast ausschließlich pflanzlich (Blätter, Früchte, Rinde u. a.), selten von Eiern und Wirbellosen; Schimpansen jagen mitunter kleine Säugetiere.
 
Bei den Menschenaffen gibt es keine bestimmten Fortpflanzungszeiten, die Weibchen haben wie Menschen einen hormongesteuerten Zyklus, der in der Regel länger als 30 Tage dauert. In der Zyklusmitte sind sie besonders paarungswillig. Nach etwa 8-9 Monaten Tragzeit wird ein Junges geboren (Gewicht bis 2 kg), das nach 2-4 Jahren entwöhnt und nach sieben Jahren geschlechtsreif ist. Menschenaffen können ein Alter von 30 bis 40 Jahren und (in Menschenobhut) mehr erreichen.
 
 
The great apes, hg. v. D. A. Hamburg u. a. (Menlo Park, Calif., 1979);
 A. Koehler: Intelligenzleistungen u. Werkzeuggebrauch bei Primaten, in: Im Vorfeld des Menschen, hg. v. H. Wendt (Zürich 1982);
 
Grzimeks Enzykl. Säugetiere, hg. v. B. Grzimek, Bd. 2 (1988).

Universal-Lexikon. 2012.

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